Es sei daher richtig, dass der umstrittene Standort im Wendland bei der neu gestarteten Suche nach einem Endlager für hoch radioaktiven Atommüll wieder im Rennen sei. "Wir haben eine weiße Landkarte, und da ist Gorleben wieder mit drauf - wie Bayern", betonte Scharf.
Scharfs niedersächsischer Amtskollege Stefan Wenzel (Grüne) sieht das völlig anders: "Nach der gemeinsamen Beschlussfassung im Bundestag und im Bundesrat steht fest, dass es ein wissenschaftsbasiertes, transparentes und ergebnisoffenes neues Suchverfahren geben wird." Die Ausbaumaßnahmen im Salzstock seien beendet, der Rückbau zur reinen Offenhaltung habe begonnen. "Wenn es ein faires Suchverfahren gibt, ist Gorleben aus dem Rennen. Weitere Querschüsse aus Bayern sind für die Umsetzung des Standortauswahlgesetzes nicht dienlich."
Um die Eignung des Salzstocks wird seit Jahrzehnten gestritten
Um die Eignung des Salzstocks in Gorleben für ein Endlager wird seit Jahrzehnten gestritten. Einige Geologen halten Salzstöcke prinzipiell für geeignet, andere Experten haben erhebliche Bedenken.
Der Neustart für die Suche nach einem deutschen Endlager für hoch radioaktiven Atommüll hatte am vergangenen Freitag die letzte Hürde genommen. Der Bundesrat stimmte dem Gesetz zu, das die Regeln für die Auswahl eines Standorts festlegt. Bis 2031 sollen Experten und Politik eine Stelle finden, an der der Atommüll aus Reaktoren eine Million Jahre lang unterirdisch und möglichst sicher lagern kann.
Scharf betonte, dass der Neustart der Suche generell eine richtige und wichtige Entscheidung sei: "Ich will auf keinen Fall, dass unsere Zwischenlager schleichend zu Endlagern werden. Und wenn man sich den Zeithorizont anschaut, der notwendig ist um ein solches Endlager zu finden, dann muss man schnell beginnen. Es ist unsere Verantwortung, wir müssen uns jetzt darum kümmern."
Dagegen kritisierte Scharf aber erneut, dass bei der bundesweiten Suche die drei potenziellen Gesteine für ein Lager - Salz, Ton und Granit - als geologische Sicherheitsbarriere für das Endlager nicht gleich behandelt würden. "Man braucht eine gewisse Mächtigkeit von einem Wirtsgestein, um diesen Müll einzulagern", erläuerte Scharf. Während Salz und Ton als geeignet gälten, werde bei Granit gesagt: "Was da vielleicht nicht zu hundert Prozent eine geologische Barriere darstellen kann, kann ein Behälter im Zweifel lösen." Letztlich könnten aber nur geologische Barrieren für Sicherheit sorgen. "Ein Behälter kann da kein Ersatz sein."
Bayern entziehe sich bei der Suche seiner Verantwortung
Der insbesondere aus Niedersachsen oft verlautende Vorwurf, ausgerechnet das Atomland Bayern entziehe sich bei der Endlagersuche seiner Verantwortung, ist laut Scharf nicht gerechtfertigt. "Wir sind die größten Produzenten, ja, aber uns geht es wirklich um die Sicherheit, nicht um politisches Geplänkel."
Zuletzt hatte auch Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) der CSU vorgeworfen, die Endlagersuche zu behindern. Auch der Freistaat wolle den Standort finden, der durch die geologische Barriere die höchste Sicherheit gewährleiste, sagte Scharf. "Aber wir kennen auch unsere Geologie in Bayern. Wir wissen ganz genau, wie wir aufgestellt sind. Deshalb wissen wir auch, dass das Granit bei uns sehr zerklüftet ist."