24.03.2017

BechErding: Mehrweg statt Müll

Umweltministerin Scharf will in Erding ein Pfandsystem etablieren

1,35 Millionen Kaffeebecher werden jedes Jahr im Landkreis Erding weggeworfen. In Deutschland sind es drei Milliarden. Umwelt- und Verbraucherschutzministerin Ulrike Scharf (CSU) will der Vergeudung von Ressourcen und dem wachsenden Müllberg nicht länger zusehen – schon gar nicht in ihrem Wahlkreis. Deswegen möchte sie mit den Anbietern vor Ort, in der Regel Bäckereien, Tankstellen und Kioske, sowie den Kommunen ein Pfandsystem aufbauen.

Wie das funktionieren könnte, erfuhren Vertreter des Handels und des Handwerks am Mittwochabend von Fabian Eckert. Der einstige Student der Wirtschaftspsychologie an der FH Erding ist Geschäftsführer des Münchner StartUp-Unternehmens reCup. Das hat in Rosenheim ein Pilotprojekt gestartet. „Wir stellen die Becher zur Verfügung und gewährleisten die Logistik der Verteilung“, sagte Eckert vor 30 Unternehmern im Erdinger Weißbräu. Jede Verkaufsstelle sei mit  einer monatlichen Gebühr dabei. „Wenn man bedenkt, wie viele Einwegverpackungen wegfallen, rechnet sich das schnell.“ Das Heißgetränk werde in den Becher abgefüllt. Zurückgegebene Gefäße würden mit dem anderen anfallenden Geschirr gespült und wieder ausgegeben. Kaputte Becher ersetzt reCup.

Das System funktioniert nach den Worten Eckerts über einen Euro Pfand sowie einen leicht niedrigeren Preis als für das Getränk im To-Go-Becher. Er betonte, dass das Pfand-System umso besser laufe, je mehr mitmachten. Für den Kreis Erding kann sich Eckert eine eigene Edition vorstellen – den BechErding.

Scharf sagte, es sei wünschenswert, wenn das Pfand-System nicht nur in die Stadt, sondern im ganzen Landkreis, vor allem in die größeren Gemeinden wie Dorfen, Taufkirchen und Wartenberg komme.

Eckert berichtete aus Rosenheim, dass es allein im Stadtgebiet 26 Anbieter gebe. 4000 Becher seien im Umlauf. „Sie sind so gefertigt, dass sie mindestens 500 Spülmaschinengänge aushalten“. ReCup-Betriebe seien an einem Logo und einem Aufsteller im Geschäft erkennbar. Zudem, so Eckert, gebe es eine App, über die der Kaffeedürstige sofort sehe, wo er einen Becher im Pfandsystem bekommt oder zurückgeben kann.

Scharf versprach, Starthilfe zu leisten. „Ich werde die Bürgermeister ansprechen.“ Denn auch die Gemeinden würden profitieren, wenn die Abfalleimer nicht von Pappbechern verstopft werden. Und sie sagte zu, dem Handel die ersten 100 Becher zu spendieren.

In der Diskussion erkundigten sich mehrere Händler nach der erforderlichen Hygiene. Eckert antwortete, eine handelsübliche Spülmaschine reiche. Die Deckel seien nicht Bestandteil des Pfandsystems, die Kunden könnten jedoch wiederverwertbare Kappen kaufen. Bäcker vom Land äußerten die Sorge, dass sie zu wenig Kunden hätten, dass sich das System rentiert.

Einige Anbieter berichteten, dass die Nachfrage nach Mehrwegbechern ebenso leicht zunehme wie der Trend, eigene Becher von daheim mitzubringen.

aktualisiert von Markus Ehm, 24.03.2017, 13:14 Uhr