13.07.2017

Vom Wehr zum Öko-Wasserkraftwerk

Gute Nachrichten für Huchen, Barbe und Nase: Mit dem Umbau der Wehranlage Baierbrunn in ein Öko-Wasserkraftwerk haben die Wanderfische in der Isar nun freie Bahn. Denn es wurde nicht nur eine Turbine zur regenerativen Stromerzeugung eingebaut. Zwei zusätzliche Bauwerke ermöglichen es nun Fischen und anderen Lebewesen im Wasser, wieder flussauf- und flussabwärts zu wandern. Nach 18 Monaten Bauzeit wurde das neue Kraftwerk am Mittwochvormittag eingeweiht. Die bayerische Umweltministerin Ulrike Scharf (CSU) sprach bei der Zeremonie von einem "Leutturmprojekt für die Wasserkraft". Zudem könnten Fische nun wieder "barrierefrei durchwandern". Knapp sechs Millionen Euro haben die Bayernwerk Natur GmbH und die Bayerischen Landeskraftwerke in das Projekte investiert.

Es ist schon einiges Wasser die Isar hinuntergeflossen, seit in Baierbrunn 1892 das alte Wehr errichtet wurde. Es diente bislang dazu, der Isar etwa 80 Kubikmeter Wasser pro Sekunde für die Kraftwerke Höllriegelskreuth und Pullach abzuzweigen. Mit dem Einbau einer hochmodernen Turbine mit sogenanntem Very-low-Head-Betrieb (VLH) ist es nun auch möglich, das Restwasser zur Stromgewinnung zu nutzen. Einen Durchmesser von 1,5 Meter hat das gute Stück und soll künftig bis zu 1,8 Millionen Kilowattstunden Strom im Jahr erzeugen. Etwa 700 Haushalte können damit versorgt werden. "Das ist ein Musterbeispiel für die Energiewende", sagte Ministerin Scharf. Hier zeige sich eine optimale Verbindung von Gewässerökologie und Energieversorgung. Fischschutz und Wasserkraft müssten in keinem Widerspruch stehen. Scharf findet: "Dieses dritte Öko-Wasserkraftwerk in Bayern ist der beste Beweis für eine sinnvolle Balance zwischen Ökologie und Ökonomie."

Die in Baierbrunn eingebaute Turbine ist deutschlandweit erst die zweite dieser Art und ein kleines Wunderding. Sie ermöglicht die Stromproduktion bei geringen Fallhöhen (bis zu 4,4 Meter), kleinen Wassermengen (3,5 bis 14,5 Kubikmeter Wasser pro Sekunde) und ist mit ihren rund 18 bis maximal 52 Umdrehungen pro Minute so langsam, dass sie als fischverträglich gilt. Zumal auch die Abstände der Schaufelräder relativ groß zueinander sind. So sollten die Fische ihre Wanderung flussabwärts unbeschadet überstehen können...

aktualisiert von Markus Ehm, 21.07.2017, 14:10 Uhr