Da zeigt das Bild „Save the Planet“ (Rettet den Planeten) von Daniela Bitter eine riesige Welle gebrauchter Kaffee-Kapseln. Gisela Frank nennt ihre entartete Plastiktüte „Kopf mit Henkel“, Marcus Berkmann recycelt Bücher durch Überfahren mit einem Auto. Hartmut Fenges Kunst am Kork heißt schlicht „Die Stehende“. Wolfgang Fritz hat einen Torso aus Lindenspänen und Schleifstaub geschaffen, Heidi Gerhardinger gibt ihrer Schrott-Skulptur den Namen „Faltenwurf“. Karl Orth stützt sein „Recover Girl“ aus Pappmache auf einen Stapel Zeitungen, aus Altpapier hat Björn Nonhoff seine „Ahnengalerie“ gebastelt. Gabi Dräger schließlich, gekleidet in alte Plastiktüten und mit einem aufblasbaren Hund aus gleichem Material, wirbt für bewussten Umgang mit Verpackungen – „im Meer sind mehr Tüten als Fische“.
Schließlich konnte der Kunstverein Erding, der bald vom Schönen Turm in seine neue Bleibe am Rätschenbach umziehen kann, auch zwei Künstler ehren. So erhielt Bernd Sedlmeier aus Zorneding für sein Werk „Wiederaufbereitung“ den Kunstpreis des Vereins und 500 Euro als Anerkennung des Sponsors Sparkasse von Betriebswirt Günter Holley. Sogar 1000 Euro und den ersten Preis des Landkreises, überreicht von Landrat-Stellvertreter Jakob Schwimmer, bekam Gertraud Molitor aus München für „Wiederbelebung“, eine Obstschale aus getrockneten Zitrusfrüchten. Diese Auswahl der Jury sorgte jedoch im Publikum zum Teil für Verwunderung.
Peter Breth, der als Vertreter der anfangs verhinderten Kunstvereins-Vorsitzenden Sigrid Réssy launig durch die Vernissage führte, stellte auch noch einen Musikkünstler vor. Stephan Glaubitz, bekannt durch seine Auftritte im Vogelknirschhaus und als Grünen-Kreisrat, hatte ein altes Fahrrad zum Multi-Instrument umgebaut. Diesem skurilen Gerät entlockte er so ungewohnt schrille Töne, dass OB Max Gotz sogar um eine Zugabe bat. Ihm blieb auch ein nachdenkenswertes Schlusswort: „Hier können sich Menschen Auge in Auge mit Kunst auseinandersetzen. Das ist besser, als uns anonym in sozialen Medien mitzuteilen, was wir in Sachen Kunst alles falsch machen.“ Zur Auseinandersetzung mit Recyling als Kunst haben Besucher im Frauenkircherl noch bis 30. Juli Gelegenheit, täglich von 13 bis 19 Uhr.